Pilotprojekt für eine grüne Fassade
Ehinger Firma Banderitsch testet Prototyp in Ehingen – Marktreife ist nun da von Tobias Götz

Ehingen – Mit einem grünen Pilotprojekt in Sachen vertikale Fassadenbegrünung möchte das Ehinger Unternehmen, die Fima Peter Banderitsch GmbH (Fassadenbau und Spenglerarbeiten), ihre Produktpalette erfolgreich erweitern. Der erste Prototyp einer neuartigen Fassadenbegrünung wird seit nunmehr fünf Wochen in Ehingen getestet. Nun soll das Produkt an den Markt.

Stolz steht Firmengründer Peter Banderitsch mit seinen beiden Söhnen Andreas und Martin vor dem eigenen Bürogebäude in der Berkacher Straße. Ein Eck des modernen Komplexes ist grün. Überall wachsen die unterschiedlichsten Pflanzen an der Fassade, alles erinnert ein bisschen an die Fernsehsendung, die erklärt, was passiert, wenn der Mensch über viele Jahre nicht mehr in den Alltag eingreifen würde. Dann nämlich würden Pflanzen wieder die Vorherrschaft übernehmen und sich die Betonwüsten dieser Welt Stück für Stück zurückerobern. Dass aber auch eine Betonwüste wie eine Großstadt oder ein Industriegebiet bewusst wieder grün werden kann, zeigt das Pilotprojekt des Fassadenspezialisten aus Ehingen.

„Das ist unser Prototyp“, erklärt Andreas Banderitsch und zupft an einer Pflanze ein paar Blätter ab. „Thymian mit leichtem Citrusgeschmack“, sagt sein Bruder Martin. Vertikale Fassadenbegrünung lautet hier das fachliche Zauberwort. Natürlich hat die Peter Banderitsch GmbH hier das Rad nicht neu erfunden. Grüne, von Pflanzen bewachsene Fassaden gibt es bereits, allerdings hat die Firma Banderitsch zusammen mit ihren Partnern nun eine Methode entwickelt, die weitaus nutzerfreundlicher und vor allem wirtschaftlicher als die bisherigen Standards sein soll.

Begrünt werden kann laut Andreas Banderitsch jede Fassade, egal ob aus Beton, Aluminium, Holz, Ziegel oder anderen Materialien. „Wir bauen auf die bestehende Fassade eine Unterkonstruktion aus Aluminium. Hinzu kommt eine Mineralwolle als Wärmedämmung und dann eben die Begrünung in Form eines Kissens“, sagt Andreas Banderitsch. Und genau hier kommt einer der großen Unterschiede zu den bislang weit verbreiteten Methoden der Fassadenbegrünung. „Die kommt meist fertig aus irgendwelchen weit entfernten Gewächshäusern. Sie wird mit Lastwagen angeliefert und an den Gebäuden angebracht. Nicht aber bei unserer Methode“, sagt Andreas Banderitsch. Denn die Bepflanzung kann der Kunde in Zusammenarbeit mit jedem lokalen Gärtner ausarbeiten. Dabei gibt es einen Pflanzplan, die Art der Pflanzen sei aber frei wählbar.
„ Wer möchte, kann beispielsweise Erdbeeren dort pflanzen, alle Arten von Kräutern, Geranien – vieles ist denkbar. Auch Blumen für die Bienen natürlich“, sagt Andreas Banderitsch, der das Pilotprojekt in Ehingen zusammen mit der Firma Donautal Baumschule, Firma Elektro-Süd und der Firma Keim Sanitär Heizung und Lüftungstechnik verwirklicht hat. Denn neben der richtigen Bepflanzung gehört ein Bewässerungssystem an die Fassade, das aus kleinen Schläuchen immer wieder Wassertropfen abgibt. „In dem Wasser ist zudem ein Dünger drin, der die nötigen Nährstoffe für die Pflanzen liefert“, erklärt Martin Banderitsch. Denn die Wurzeln der Pflanzen verankern sich nicht etwa in Erde, sondern in der Mineraldämmung.

Dass es sich hier um einen Markt der Zukunft handelt, darü ber sind sich die drei Geschäftsführer der Firma Banderitsch absolut einig. Denn die Vorteile einer Fassadenbegrünung, egal ob im gewerblichen oder privaten Bereich, liegen laut Martin, Andreas und Peter Banderitsch auf der Hand. „Klimatisierung der Innenräume mit Hinterlüftung der Fassade, es schont den Baukörper, spart Heizkosten, reduziert die Hitze in den Großstädten, produziert Sauerstoff, hält die Luft rein und sorgt zudem dafür, dass eine sanierte Fassade extrem lang hält“, betont Andreas Banderitsch. Und die Pflege für die Fassade mit all dem Grün halte sich laut Martin Banderitsch ebenfalls in Grenzen: „Je nach Bepflanzung muss ein Gärtner ein oder zwei Mal im Jahr ran, um die Vertikalbegrünung in Form zu halten.“ Im Hintergrund läuft dann eben noch das Bewässerungssystem ab. „Ich habe mir schon sehr viele Systeme zu grünen Fassaden angeschaut. Das hier aber ist das erste, das mich überzeugt“, sagt Firmengründer Peter Banderitsch, der sich seit mehr als 30 Jahren mit Fassadentechnik beschäftigt.
Gerade in Großstädten wie Stuttgart mit seiner Kessellage könnte eine Fassadenbegrünung, wie sie beispielsweise an der Calwer Passage angebracht ist, in Zukunft für ein deutlich besseres Klima sorgen. Zudem ist grüner Städtebau und grüner Fabrikbau in aller Munde. Auch Liebherr möchte bekanntlich in Berg eine grüne Fabrik bauen, die sich nicht nur in Sachen Energie grün zeigt, sondern durch Begrünungen eben auch optisch.

Seit nunmehr fünf Wochen „wächst“ der Prototyp in Ehingen heran. „Und wir können täglich zuschauen, wie es grüner wird“, sagt Peter Banderitsch, der zusammen mit seinen Söhnen nun mit der Fassadenbegrünung an den Markt möchte. Denn Anfragen seien bereits da. „Uns war es eben wichtig, das Pilotprojekt an unserem Gebäude zu testen, bevor wir an den Kunden gehen“, macht Andreas Banderitsch deutlich. Die Testphase nun ist abgeschlossen. „Jetzt können wir auf den Markt der Zukunft“, betont Andreas Banderitsch.